Sie
aber sehnte sich nach langen Spaziergängen im Sommer oder nachts auf dem Balkon
zu sitzen, ohne zu frösteln. Nun sah das jedoch anders aus.
Ihr
rotes Abendkleid war zwar bodenlang, hielt die Kälte aber nicht
ab an ihren Beinen hochzukriechen. Das dünne Westchen über den Schultern und den Armen half nicht viel und die kleine Kette auf ihrem Dekolleté schon gar nicht. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den Anderen. Vielleicht waren die schwarzen hohen Schuhe doch nicht die beste Idee gewesen, zumal sie vorher erst einmal High Heels trug und das im Schuhgeschäft. Aber sie würde das schon hinbekommen.
ab an ihren Beinen hochzukriechen. Das dünne Westchen über den Schultern und den Armen half nicht viel und die kleine Kette auf ihrem Dekolleté schon gar nicht. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den Anderen. Vielleicht waren die schwarzen hohen Schuhe doch nicht die beste Idee gewesen, zumal sie vorher erst einmal High Heels trug und das im Schuhgeschäft. Aber sie würde das schon hinbekommen.
Die
schwarze Handtasche umarmend und das dunkle Jäckchen enger ziehend, lief sie
weiter. Der Mond schien auf sie herab und beobachtete jeden Schritt von ihr. In
dieser Nacht waren viel mehr Sterne zu sehen als sonst. Sie liebte den
sternenklaren Nachthimmel, doch heute hatte sie kein Auge dafür. Sie war zu
aufgeregt, zu nervös. Was war, wenn sie sich total blamierte, der Absatz
abbrach oder das Kleid total overdressed war? Was war, wenn...
Sie
hörte hinter sich ein Geräusch.
Ein
Rasseln.
Das
waren eindeutig Blätter, die sich da bewegten. Also höchstwahrscheinlich nur
ein Vogel oder ein Hase oder ein Igel, der durchs Unterholz huschte. Da der
Wald genau neben ihr lag, keine Überraschung. Als Kind hatte sie immer hier
gespielt, nur durfte sie nicht zu weit den Wald hinein. Verständlich, denn
abends war der Wald in einer gefährlichen Dunkelheit wirklich kein Platz für
ein kleines Kind. Doch heute war sie größer, fast schon erwachsen. Und die
Hauptstraße entlang würde der Weg doppelt so lang dauern. Der Wald war zwar
nicht gepflastert, aber die Wege eben und nicht wirklich dreckig. Erde halt,
aber mehr auch nicht. Feuchte Erde, aber sie wollte nicht zu spät erscheinen.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche hervor. Die Zeit für den Weg an der
Hauptstraße entlang war eingeplant, aber wenn sie früher käme, konnte sie sich
nochmal frisch machen und sich vor allem schneller Aufwärmen. Ohne lange zu
Zögern steckte sie das Handy wieder weg und bog in den Wald ein – nur um es
direkt wieder herauszuholen, denn sie sah rein gar nichts.
Die
Bäume wiegten sich bedrohlich über sie und das Blätterdach von ihnen verbarg
den leuchtenden Nachthimmel. Auch der Mond hatte sie aus den Augen verloren. Der
Lichtkegel bewegte sich ruckartig über die Stämme und Pflanzen, so zitterte
sie.
Vor
Kälte.
Bestimmt
vor Kälte.
Vielleicht
sollte sie Musik anmachen. Mit Musik fühlte sich alles immer viel besser an.
Sie tippte auf ihr Handy, sah nicht wo sie hintrat und verfehlte eine Wurzel
nur um Haaresbreite. Durch die Lautsprecher ihres Handys lief „Count on me“ und
eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus. Die Kälte umarmte sie von außen
dennoch weiter.
Sie
ging weiter. Die Umgebung war nun durch Bruno Mars´ Stimme weniger
angsteinflößend, aber immer noch sehr dunkel, so dass sie nur den Teil des
Waldes sah, der von ihrer Handylampe beleuchtet wurde.
Ein
Knacken hinter ihr. Jemand oder etwas war auf einen Ast getreten, der
durchbrach. Feine Nackenhärchen stellten sich bei ihr auf und ihre Augen wurden
weit. Was war da?
Egal,
einfach weiterlaufen.
Nicht
umdrehen, war wahrscheinlich nur ein Fuchs oder Dachs oder sonst irgendein
nachtaktives Tier, welches gerne mal durch den Wald stromert.
Bruno
Mars sang weiter und sie beruhigte sich einigermaßen. Etwas hektischer setzte
sie weiter einen Fuß vor den anderen, als sie wieder ein Knacken hörte.
Näher.
Viel
Näher.
Etwas
verfolgte sie.
Voller
Schreck schrie sie auf und sprang zur Seite, knickte dabei um und ihr Fuß flog
aus dem Schuh. Sie konnte sich gerade noch so fangen, sonst wäre sie in einer
Pfütze gelandet.
Zitternd
leuchtete sie mir ihrem Handy auf die Stelle, wo sie das Geräusch und den Täter
vermutete. Doch sie sah nichts.
Überhaupt
nichts. Sie war allein.
Abgesehen
von den vielen Waldtieren und noch mehr Insekten natürlich. Aber hier war niemand.
Mit
festem Griff umklammerte sie ihre Tasche, zog sich wieder ihren Schuh an und
atmete tief durch. Wieso tat sie sich das eigentlich alles an? Warum war sie
nicht den einfachen Weg gegangen? Weshalb musste sie immer alles so kompliziert
machen?
Doch
jetzt war keine Zeit für dumme Fragen. Sie musste weiter, und zwar sofort. Es
war sowieso nicht mehr weit, dann konnte sie den Wald hinter sich lassen und
sich endlich amüsieren. Mit einem kleinen Lächeln und einem neuen Lied in den
Ohren ging sie weiter.
Sie
sah nicht, wie hinter ihr auch gelächelt wurde, als sich eine Hand auf ihren
Mund legte und sie ins Gestrüpp zog.
verfasst irgendwann
xxx
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