Freitag, 3. Dezember 2021

Können wir bitte aufhören, in einem AnnenMayKantereit-Song zu leben?

Beziehungsweise uns von Provinz eine Gegenwart auftischen zu lassen, die nicht unsere ist? Von wegen Lisbeth einfach mal nicht zuhören? Nicht auf Shuffle drücken, wenn wir uns unter unsere Decken gekuschelt haben, Kopfhörer in den Ohren, dem Selbstmitleid und der Selbstinszenierung lauschen.

(1) Ich hab mit dir gemeinsam einsam rumgesessen und geschwiegen.

Donnerstag, 11. November 2021

So wenig 2

Deine Augen erinnern mich an Wellen
wenn sie auf dem nassen Strand
ankommen
und sich fast zeitgleich wieder zurückziehen

Dienstag, 26. Oktober 2021

Der Unterschied zwischen blauen und lilafarbenen Himmel

Ich find das frech. Eine absolute Frechheit ist das. Was bildet sich er denn ein, wer er ist?
Ich liege vor mir und schaue mir ins Gesicht. Die blauen Augen, die vollen Lippen. Ich bin nicht perfekt, aber es scheint so. Für andere. Und auch für ihn.

Freitag, 1. Oktober 2021

Heimkommen

Wenn du das erreichst, was du wolltest. Was ist dann?

Deine Wimpern verklebt von Tusche, der Lidschatten liegt schwer auf deinen Lidern, der Lippenstift trocknet deine Mundwinkel aus. 

Lange Haare hängen dir im Gesicht, der Wind lässt dich nichts mehr sehen. Braun, rot, lila, blond, blau, blond. Wer bist du, wenn deine Haare langsam auf deinem Schädel absterben?

Freitag, 17. September 2021

Das breite Lächeln

*triggerwarnung: sexualisierte gewalt*
 
„Weiß er denn nicht, dass er nicht gut für mich ist?“
Kopfschüttelnd nimmt sie einen Schluck ihres Cappuccinos. Ein Herz ist auf die Oberfläche gestreut.
„Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?“
Sie schnippt mit zwei Fingern vor meinem Gesicht herum. Ich schrecke zusammen. „Ja, ehm, warum sollte er denn nicht gut für dich sein?“
Den ganzen Tag reden wir über diesen einen Typen, John oder Jack ist sein Name. Ihr Leben interessiert mich ja schon, aber nicht einen ganzen Tag lang.

Donnerstag, 2. September 2021

Wenn die Sonne ruft

Mit den ersten Sonnenstrahlen fing der Tag auf dem Bauernhof von Bauer Bernd an. Früh misteten die Menschen die Ställe aus und fütterten die Tiere. Alle, egal ob Mensch, Huhn, Schaf, Kuh, Schwein oder der Haushahn Hannes, kannten den Ablauf.
 
Nur für das kleine Lamm Leni war jeder Tag ein neues Abenteuer. Leni spähte immer neugierig zwischen den Stahlstäben hindurch. Auf der einen Seite blickte das Lamm zu den Milchkühen Marga und Mascha. Auf der anderen Seite grenzten die Schweinegehege an und da war viel mehr los als bei den Kühen. Vor allem seitdem die Schweinemama Junge geboren hatte.

Dienstag, 31. August 2021

lauschen & wispern

Ich mag es, mich in deinen Worten zu verlieren.
Meine Hand stützt meinen Kopf. Die Beine zu mir gezogen sitze ich auf dem Boden, dir gegenüber. Du lehnst an der Wand, dein Rücken ein wenig gebeugt. Meiner auch. Morgen werden wir Schmerzen haben.

Sonntag, 23. Mai 2021

Die Welt für Dich

Schatz.

Ich nenne Dich einfach mal Schatz,

mein Schatz.

 

Es war einmal, dass ich an Dich gedacht habe,

tief im Stillen

geklungen hat es, als würde

ein stumpfes Messer eine Zitrone schneiden.

Ich möchte wieder klingen, für Dich.

Aber ich war zu feige, um länger an Dich zu glauben,

jetzt bist Du auf dem Weg und ich will schauen.

Was die Welt

bereit für Dich hält.

Dienstag, 18. Mai 2021

Bahnhofsfragen

Was ist dein Gänseblümchenort? Wo fühlst du dich nicht rosarot, sondern märchenhaftschwarz? Weißt du, wie du deine Gedanken entstaubst? Und du mit deiner Seele Fußabdrücke in dem Strand deiner Mitmenschen hinterlässt?

Dienstag, 11. Mai 2021

Die Ehrlichkeit einer 20-Jährigen

Ich habe mir ein Magazin gekauft. Dafür 7 Euro 50 von meinem nichtvorhandenen Gehalt ausgegeben.
Ich habe mich eben in die Badewanne gelegt. Als ich mich unwohl gefühlt habe, wurde es ein Schaumbad. Dabei habe ich 50 Seiten dieses Magazins gelesen.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Ich bin sogar besoffen noch ziemlich eitel

Sie lallt in ihr Glas, das Handy in der rechten Hand. Sie zeigt mir irgendjemanden, den sie mal kannte oder der sie mal kannte, auf jeden Fall gemeinsame Vergangenheit.
Ich schwanke und halte mich am Stehtisch fest. Wo ist eigentlich mein Glas? Da war doch bestimmt noch etwas drin.

„Verstehst du, wie ich das meine?“, fragt sie.

Samstag, 24. April 2021

lautlos

Er sieht mich lange und tiefsinnig an.

Als würden seine Blicke mir die Worte sagen, die er sich nicht traut, auszusprechen.

Wie so oft steht er vor mir und spricht mich mit seinen Augen an, wie so oft senke ich meinen Kopf und unterbreche die lautlose Unterhaltung.

Sonntag, 18. April 2021

festgehalten, ohne etwas in den händen zu halten

Klick. Ein grüner Baum.
Klick. Ein brauner Vogel.
Klick. Ein schwarzer Zaun.
Klick. Eine graue Hausfassade.
Klick. Eine weiße Wolke.
Klick. Eine gelbe Sonne.

Dienstag, 13. April 2021

Gesicht gen Himmel

Wenn sie in die Sonne blickt, lächelt ihr Mund, ohne dass sie etwas aktiv dafür macht. In ihren Kopf formen sich Worte.

 

Ich bin voll von Vermissen

Ich vermisse dich

Nicht in Worte zu fassen, wie sehr

Vermissen

Ich dich

Freitag, 9. April 2021

Wer

Vertraut an der Hüfte sich anschmiegend

schwangt die Klinge hin und her

sucht sich ihren Moment, ihren Ort

wenn sie ihren Wert bewährt

Dienstag, 6. April 2021

Ich bin so sehr damit beschäftigt, mich selbst zu formen, dass ich vergesse, wer ich wirklich bin.

Wenn ich morgens aufstehe, dann fange ich an zu denken, da muss ich hin und das muss ich machen, damit so und so und dann werde ich das und das, damit ich so und so. So.

Samstag, 3. April 2021

Bleiben wir bei der Wahrheit.

Ich weiß, dass du einsam bist, dich zu oft in deiner Wohnung allein fühlst und nächtelang wach liegst. Anstatt jemanden flach zu legen.

Du suchst menschliche Nähe und ich bin gerade da. Stehe als unbeholfenes Reh neben dir und bin eben da.

Donnerstag, 18. März 2021

Wiesenflecke

Rote Tränen auf grüner Haut

Ich lebe leise, ich schreie laut

Manchmal bist du stumm und ich erklinge

Aber was passiert, wenn wir beide

Sonntag, 14. März 2021

Menschenweh

Wenn der warme Kaffee meine Kehle hinunterläuft, schaue ich aus dem Fenster. 

Wenn die Sonnenstrahlen mein Gesicht durch die Scheibe berühren, schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. 

Wenn ich mich abwende, stehe ich wieder in meinem Zimmer und atme Heizungsluft.

Donnerstag, 18. Februar 2021

-

Und ich lebe und lebe die Tage hinweg.

Ich stehe auf und schminke mich, werde wach und setze ich mich an den Schreibtisch, Kaffeetasse in einer, den Hunger in der anderen Hand. Beides lege ich auf die Schreibtischplatte. Ich starte den Laptop und tauche in eine Zoomwelt nach der anderen ein, manchmal schaltet sich Netflix als Werbung dazwischen.

Ich stehe auf und tanze im Kreis in meinem Zimmer. Das Workout dieses Monats. Der Nachbar von gegenüber schaut mir aus seinem Fenster zu, ich habe kein Geld und keine Motivation für Vorhänge. Meine Lampen leuchten auf, wenn ich einen Knopf drücke und wenn ich ihn nochmal drücke, gehen sie wieder aus. An Aus. An Aus.

Freitag, 5. Februar 2021

searching for home / insta-vorschlag

Ich schaue ihm in die Augen und bilde mir ein, in seine Seele zu blicken. Er erzählt, doch die Worte kommen nicht bei mir an, ich sehe nur ihn. Sein wahres Wesen.

Oder so.

Donnerstag, 4. Februar 2021

Unter dem Atem von Müdigkeit

(Auszüge)

„Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen.“ – Kafka

Nur zerbrochen. Nur zerstört. Nur fehlgeschlagen.
Meine Jalousie lässt so viel Licht durch, dass es mich blendet. Die Jalousie blendet mich? Ich drehe mich auf die linke Seite und starre an die Wand. Putz.