Dienstag, 11. Mai 2021

Die Ehrlichkeit einer 20-Jährigen

Ich habe mir ein Magazin gekauft. Dafür 7 Euro 50 von meinem nichtvorhandenen Gehalt ausgegeben.
Ich habe mich eben in die Badewanne gelegt. Als ich mich unwohl gefühlt habe, wurde es ein Schaumbad. Dabei habe ich 50 Seiten dieses Magazins gelesen.

Ich wasche ab. Töpfe, Teller, Pfannen, Besteck. Ich hasse den Geruch von Essen. Und noch mehr Essenreste. Aber ich kann nachdenken, wenn ich etwas sauber mache. Es wieder in seinen neutralen Zustand, fast unbenutzt, zurückverwandeln kann. Ich denke nach beim Staubsaugen, Wäsche aufhängen und Bad putzen und muss gleichzeitig nicht nachdenken.
Ich nehme ein Bad, um mich herum Kerzen und keine Musik. Ich halte die Stille nicht aus. Aber sie tut gut. Das ist wie mit Eis. Ich brauche es nicht jeden Tag, aber jedes Mal, wenn ich eins habe, lächle ich.

Ich weiß häufig, was gut für andere ist. Wie ich ihnen und dir helfen kann. Wenn ich dir zuhöre. Und nicke. Ich verstehe dich wirklich. Aber ich weiß nicht, was mir guttut. Was mir hilft. Und irgendwann muss mein Körper schreien, damit ich ihn höre. Aber dann ist es schon zu spät, wenn mein Körper irgendwann schreien sollte.

So langsam komme ich an. Im Leben. Geregeltes Leben, nein danke, aber angenehmes Leben. Ich richte meine Konzentration auf mein Zuhause. Ich sortiere aus und schmeiße weg. Im Gedankenlager mache ich zwar eher weniger, aber immerhin sieht mein Zimmer gut aus. 

Ich fühle mich nicht einsam. Denn die Momente, in denen Handys im Nebenraum liegen und wir eine Flasche Wein kippen oder uns Kaffee machen, um dann die ganze Nacht durch zu lernen, bedeuten Reden. Und das ist Bepanthen für meine Seele. Und die braucht viel mehr davon als ich dachte.

Ich bin jetzt 20 und habe die Weisheit nicht einmal mit der Messerspitze berührt. Ich bin noch ofenwarm, unerfahren und naiv. Obwohl. Naiv werde ich vermutlich immer bleiben. Ich gehe halt nachts durch dunkle Gassen. Ich höre Menschen zu, die ich eben erst betrunken kennen gelernt habe und verabrede mich für den nächsten Tag mit ihnen. Was soll schon dabei sein.

Ich liege in der Badewanne und sehne mich nach einem Glas Rotwein. Hätte ich das nur mal mitgenommen. Ob ich gestern einen Kater hatte und heute Donnerstag ist? Ja, und. Ich habe nämlich kein Problem und puste meine Sorgen in die Schaumbadbläschen. Dann steige ich aus der Wanne und lasse das Wasser ab.
Tschüüss.



verfasst 08.10.2020

xxx, karina

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