Dienstag, 26. Oktober 2021

Der Unterschied zwischen blauen und lilafarbenen Himmel

Ich find das frech. Eine absolute Frechheit ist das. Was bildet sich er denn ein, wer er ist?
Ich liege vor mir und schaue mir ins Gesicht. Die blauen Augen, die vollen Lippen. Ich bin nicht perfekt, aber es scheint so. Für andere. Und auch für ihn.
Ich sehe meine Körpermerkmale und werde traurig. Meine Erkennungszeichen sind nicht mehr die blauen Augen oder die vollen Lippen oder gar die langen braunen Haare. Es sind die Risse, an meinen Armen, an den Handgelenken und wenn sie es wüssten, auch auf der Haut an meinem Rippen. Ich bin ein Kind, gefangen in einem Hautnetz, dass ich mehrmals schon versuchte aufzuschneiden. Aufzuritzen. Aufzureißen.
Befreiung.
Was man nicht alles so vergisst. Es bleibt nur eine Zeit im Hinterkopf, die von Gefühlen geprägt wird, nicht mehr von Erinnerungen. Ich spüre Freude und Gründe zum Lächeln in meiner Kindheit. Ich merke den Wind in meinen Haaren auf der Schaukel oder wenn ich rannte. Ich sehe Sonnenstrahlen und danach Sonnenbrände auf meiner Haut, obwohl meine Mutter mich im Schwimmbad stets eincremte. 
Heute sehe ich an guten Tagen in den Spiegel, bis es ein schlechter Tag wird und ich die Zimmerdecke angucke. Die Pflanzen in meinem Zimmer dursten genauso nach Leben wie ich. Ich liege auf dem Boden, habe Wurzeln geschlagen wie sie. Während meine Blätter vertrocknen und meine Augen starr werden. 
Was für eine Frechheit. Mir zu sagen, dass ich hübsch sei. Hübsch
Da hätte er auch gleich umdrehen und rausgehen können. Aber nein, ich musste ihn bitten zu gehen. Rausschmeißen. Wegtreten. 
Hübsch
Am Ende ist sein Hübsch noch mein Schön. Nein danke.
Ich würde gerne Musik hören, aber dazu müsste ich mich bewegen. Da ist es einfacher, den eigenen Gedanken nachzuhängen. Schmerzhafter, aber einfacher. 
 
 
verfasst 16.09.2021
xxx, karina 

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