Freitag, 1. Oktober 2021

Heimkommen

Wenn du das erreichst, was du wolltest. Was ist dann?

Deine Wimpern verklebt von Tusche, der Lidschatten liegt schwer auf deinen Lidern, der Lippenstift trocknet deine Mundwinkel aus. 

Lange Haare hängen dir im Gesicht, der Wind lässt dich nichts mehr sehen. Braun, rot, lila, blond, blau, blond. Wer bist du, wenn deine Haare langsam auf deinem Schädel absterben?

Wenn es regnet, liegen sie platt auf deinem Kopf, tropfen auf dein Shirt. Du hast das Wetter schlecht eingeschätzt. Sonnig wird es heute nicht mehr. 

Bist du bereit dich gut zu fühlen? Weißt du überhaupt wie sich das anfühlt? Hast du Angst davor? Wie ist das, wenn alles gut ist? Willst du das? Sträubst du dich dagegen? Du hast keine Ahnung, wie das wäre, wie wäre das, was wäre dann, wie wärst du? 

Zuhause trocknest du deine Haare, rubbelst sie in ein Handtuch. Rau. Aufgeraut. Dein Gesicht schaut dir blass im Spiegel entgegen, halb schwarz unter den Augen. Smokey Eyes sind auch nur dunkle Augen.

Und wie fühlst du dich in deinem Körper? Ist er gut zu dir? Bist du gut zu ihm? Fütterst du, pflegst du ihn? Streichelst du dich? Abends im Bett, ganz bei dir, wie bist du dann?

Dein Körper ist dein Zuhause, sagen sie. Mein Körper ist eine verlassene Holzhütte. Fast so als wäre ich nie da gewesen. Er wartet auf eine Grundsanierung und Renovierung. Abriss ist allerdings einfacher.

Deine Schönheit ist nicht von Make-Up geprägt, aber deine Sicherheit wird davon definiert. Wer bist du heute? Wer willst du sein? Wen lässt du dein wahres Gesicht sehen? Ist dir das zu privat? Intim. 

Du legst deine Maske ab, während du dich abschminkst. Dein Lächeln liegt zwischen Pinsel und Zange im Spiegelschrank. Und während die Creme auf deiner Haut einzieht, legst du dich auf den Fußboden. Neben den Badezimmerteppich.

Wie bist du, wenn du laut wirst? Wenn du deine Stimme erhebst, dir Gehör verschaffst? Wer bist du, wenn du einsam, still, in dich gekehrt? Macht dir Stille etwas aus?

Du stehst nach einer Ewigkeit wieder auf. Und setzt dich in Unterwäsche auf die Fensterbank. Offenes Fenster, der Regen tritt in dein Zimmer ein. Dir ist kalt. Und du schläfst ein.



verfasst im September 2021

xxx, karina 

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