Freitag, 5. Februar 2021

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Ich schaue ihm in die Augen und bilde mir ein, in seine Seele zu blicken. Er erzählt, doch die Worte kommen nicht bei mir an, ich sehe nur ihn. Sein wahres Wesen.

Oder so.

Meine Schuhe sind dreckig, wir sind durch die nasse Wiese gelaufen, auf dem Weg nach Hause. Wenn ich nur wüsste, wo mein Zuhause ist.

Mir ist schwindelig. Ich greife nach seinem Arm, sonst falle ich um. Ich überspiele, ich lache und blicke ihn wieder an. Er lacht auch und seine Augen lachen. Wir lachen uns ins Verderben. Oder nur ich?

Ich bin okay. Es tut halt meistens weh, aber gerade bin ich okay.

Ich sage irgendwas, ich höre nichts, aber es kommen Worte aus meinem Mund. Er legt seinen Arm um mich und wir gehen ein Stück weiter.

Die Bahnhaltestelle ist schwach beleuchtet, ich weiß nicht, wie viel Uhr es ist. Es ist auf jeden Fall spät. Oder früh.

Ich schlafe kaum noch.

In seinen Armen bin ich dafür eh zu aufgeregt.

 

Wir gehen in Richtung Zweisamkeit. Niemand anderes ist hier, alle anderen haben wir hinter uns gelassen. Genau wie die Lichter, es ist so dunkel in diesem Durchgang. Ich halte mich an ihm fest. Das Lotto-Schild zeigt uns den Weg.

Es müsste kalt sein, aus unseren Mündern steigt der Atem auf, aber ich fühle mich warm. Seine Lippen sind trocken, meine bestimmt auch. Er kommt mir näher und sieht mich fordernd an. Ein Witz, er hat einen Witz gemacht, ich lache ein wenig, unsicher, ich weiß nicht, was ich antworten soll, was hat er gesagt, was kann ich machen. Er hebt mein Kinn an. Seine Hand an der unteren Ecke meines Gesichts fühlt sich fremd und vertraut zugleich an. Ich schaue ihn an.

Er sagt etwas.

Ich höre nichts.

Ich beuge mich nach vorne.

Ich küsse ihn.

Er stößt mich ein wenig von sich weg.

Er blickt mir in die Augen.

Er zieht an meiner Jacke.

Er kommt mir näher.

Er küsst mich.

 

Ich verschwinde in seinen Armen und tauche erst auf, als er mir in mein Ohr flüstert, dass wir doch besser aus der Kälte gehen sollten. Ja, sage ich. Sollten wir. Auf nach Hause.

Vor seiner Tür krame ich nach seinen Schlüsseln. Ich weiß nicht, wann an diesem Abend ich sie eingesteckt habe, aber sie liegen friedlich in meiner kleinen Umhängetasche. Wir öffnen die Tür und treten in seinen Geruch ein.

Ein bisschen verloren stehen wir im Flur. Er schaut mich verlegen an, so habe ich ihn noch nicht gesehen. Kann ich einen Tee haben, mir ist wirklich kalt, frage ich. Aber natürlich, sagt er und setzt Wasser auf. Ich setze mich auf den Stuhl in der Küche und blicke ihn an. Er sucht meinen grünen Tee, den ich immer mittags trinke, wenn wir zusammen lernen oder quatschen oder kuscheln.

Er lacht und sieht mich an. Er atmet schwer und sagt: Ja, also weißt du, was da eben passiert.

Ich sehe seine Worte in seinem Gesicht. Ein Nein.

Nein.

Nein Nein Nein Nein Nein.

Ich nicke und weiß, dass ich schreien will.

 

Was hab ich erwartet.

Warum, warum nicht irgendwie anders.

Ey.

Ich sollte mal schlafen, sage ich, gehe aus der Küche, blicke Richtung Bett und lass mich auf das Sofa fallen.

 

 

verfasst 02.02.2021

xxx, karina 

ps: insta-vorschlag: problem zwischen freundschaft und liebe

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