Dienstag, 10. Dezember 2019

Neutralität / insta-vorschlag

Ich sehe die Wand. Sie ist weiß.
Dreimal gestrichen von mir.
Meine Kleidung ist mit weißen Flecken übersät und beide Hände sind verklebt. Nicht einander, so unfähig bin ich dann doch nicht.
Glaub ich.

Weiß ist eine neutrale Farbe.
Alles ist möglich.
Ich mache nichts.
Ich starre die Möglichkeiten an und schaue der Farbe dabei zu, wie sie auf den Boden tropft. Dreimal streichen war wohl doch zu viel.

Der Boden unter meinem Hintern ist hart. Der Schneidersitz lässt meine Beine einschlafen. Oder sie wachen gerade auf, weiß auch nicht, was das Richtige in diesem Moment ist. Ich kann nicht einmal beschreiben, wie ich mich fühle, was mit mir passiert.
Bin wohl doch unfähig.
Meine Füße sind taub.
Also ich habe keine Füße.
Zurzeit.

Ich gehe nicht vor die Tür. Ich kenne eh niemanden. Die Kisten in meiner Wohnung sind verschlossen, genau wie meine Tür.
Es gibt keinen Spiegel in dieser Wohnung. Ich habe keine Lust, mein Gesicht zu sehen. Und ich habe auch kein Geld für einen Spiegel, wenn ich mir nicht einmal Linsensuppe leisten kann.

Ich sitze still und schaue der Farbe zu, wie sie meinen Boden versaut. Sie macht etwas.


Eine Woche später. Ein Typ auf der Party sitzt mir gegenüber. Mit seinem Joint. Auch auf dem Boden. Mit einem breiten Lächeln, dieses Lächeln, high und betrunken und glücklich.
"Du musst einfach immer wieder aufstehen, und nach vorne sehen, dein Ziel anschauen, so richtig fixieren..."
Meine Freundinnen haben mich alleine gelassen. Mit ihm. Danke.

Obwohl, so richtig Freundinnen, wenn wir uns drei Tage gesehen haben? Trotzdem kenne ich alles von ihnen, Insta und Träume, das, was man halt so erzählt. Mehr ist da aber auch nicht.

Ich sehe in seine grünen Augen. Er hat einen Plan, doch muss sich mit Drogen immer wieder an diesen erinnern.
Der Alltag hat ihn eingenommen, er kann hier ausspannen.
Ich nippe an meinem Bacardi-Cola-light, um zu vergessen. Die weiße Farbe macht mich immer noch fertig. Die Wohnung ist neu und fertig, aber es wird immer die Wohnung bleiben. Nicht meine, nicht mein Weiß.

"Und dann haust du einfach rein, bist happy, so richtig grinsen in deinem Leben..."

So einfach.
Genau.



verfasst 07.12.2019

xxx, karina

ps: insta-vorschlag: angst nie glückich zu werden aber auch nicht zu wissen was dich glücklich macht

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