So
lalala
So
möchtedocheigentlichnurzudirdurchdringen
Erzähl
mir alles, nicht nur deine Interessen, Hobbies, Liebschaften, Talente, Stärken.
Nicht
nur von dem einen Mal, als du den teuren Wodka deines Vaters gestohlen hattest
und ihn dann doch das Waschbecken runterfließen ließt, weil er nicht geschmeckt
hat, und du schon genug davon getrunken hattest, um ihn einfach wieder ins
Regal zu stellen.
Und
auch nicht nur von deinem Tag, von deinen Gedanken, von deiner Freude und
deinen Weinmomenten. Oder von den Wein-Momenten.
Nicht
nur von deinen Freunden, die dich immer necken, weil deine Leberflecke in
deinem Gesicht so ungewohnt deutlich zu sehen sind und sie auf deiner Nase
tanzen, wenn du lachst.
Erzähl
mir, was du fühlst, wenn du die Vögel nach Süden fliegen siehst. An was du
denkst, wenn du Waffelgeruch an der nächsten Straßenecke riechst. Wie du
reagierst, wenn dich jemand anrempelt und derjenige sich nicht entschuldigt.
Erzähl mir, nach welchen Auswahlkriterien du eine Antwort als die Richtige bei „Wer
wird Millionär“ einstufst. An was du glaubst, wenn dich der Verstand verlässt.
Was du bei mir fühlst, wenn ich hier vor dir stehe, dir in die Augen blicke,
nicke, die Flügel ausstrecke und auf deinem Wortenwind segle. Erzähl mir, ob du
auch diese Blitze siehst, wenn unsere Hände sich kurz, unfreiwillig, berühren.
Erzähl
weiter, ich höre dich nicht nur, ich höre dir zu, höre dich an, merke mir deine
Sätze, präge mir jedes Wort ein, will mehr wissen, alles an dir erkunden und
dich weitersehen, nicht abschließen, mit dir gehen und deine Entwicklung
verfolgen, jedes Mal aufs Neue dich entdecken.
So
ja
So
lalala
Kann
ich dich mal was fragen.
Wenn
wir so beide Sektgläser in der Hand haben, du pur, ich mit Orangensaft
gemischt, mein Zweites, dein Erstes, also wir stehen uns gegenüber an dem
Stehtisch nah an der Bar und ich frage mich.
Nun
ja, wenn du jetzt so vor mir sitzt und wir beide uns unterhalten, über
Käsekuchen und deine Beziehung zu deinem Vater, also wenn wir quatschen, du in
meine Augen schaust und mich zum Lachen bringst, dann frage ich mich.
So
langsam falle ich. Das Segeln habe ich nie wirklich erlernt, ich habe es bei
dir nur ausprobiert, aber jetzt. Ich glaube, ich falle tief und tiefer.
Aufprall auf dem Wasser, schwimmen in deiner Mimik und ertrinken unter deinen
Sätzen. Ich schnappe nach Atem, wenn du kurz eine Pause einlegst, doch du lässt
eine neue Welle über mir zusammenbrechen. Ich komm nicht raus, kein Land in
Sicht, kein Süßwasser, ich lalle.
Plötzlich
spüre ich Sand zwischen meinen Fingern. Wir spielen, wie Kinder. Kinder, die
Alkohol trinken und um zwei Uhr nachts im Sandkasten auf einem Spielplatz
sitzen. Das Schild am Eingang weist daraufhin, dass Kinder bis zwölf Jahren
hier spielen dürfen. In unseren Köpfen sind wir jünger. Wir spielen im Sand,
aber auf die große Schaukel trauen wir uns nicht. Noch nicht. Nicht mehr. Was
auch immer.
Ich
bin müde, aber du hälst mich wach.
Ja,
also wir liegen jetzt nebeneinander, im Gras und gucken in die Sterne, doch du
bist nicht da oben, du bist neben mir, ich spüre deine Nähe, deinen Körper,
deine Atemzüge, während du immer noch erzählst, du hörst heute nicht mehr auf
und ich werde dich nicht unterbrechen, wie gesagt, ich möchte alles von dir
wissen, ich mag den Klang deiner Stimme, dennoch frage ich mich.
Warum
du meine Hand hälst, wenn wir mit deinen Freunden unterwegs sind und warum du
mich zu Begrüßung so lange in den Arm nimmst. Warum du mich anblickst und es zulässt,
dass mein Kopf immer wieder auf deiner Schulter Stütze findet. Warum du über
meine Witze lachst, warum ich dich nicht mehr aus meinem Kopf bekomme.
Alles
Freundschaft. Alles nur zwischen Freunden.
Er
ist ja schwul.
Klischee,
der schwule Freund. Der beste Freund.
Bist
du dir sicher? Er sieht dich schon die ganze Zeit so an.
Ja,
das ist unser Ding, wir lachen darüber.
Lachst
du mit mir? Magst du mich? So wie ich bin? Oder ist da noch etwas anderes?
Etwas mehr? Etwas Freundschaft mit Liebe? Neugier? Veränderst du dich für mich?
Merkst du mehr als vorher bei anderen? Ist da mehr als bei Männern? Oder das
Gleiche? Oder nichts, also nichts im Sinne von nichts mit mir?
Ich
weiß nur, wir sind mehr als nur beieinander, mehr als miteinander. Und ich will
dich näher kennenlernen, zusammen sein, neben dir, ganz nah, aber nur, wenn du
auch willst und wenn das hier nicht in etwas Komischen endet, etwas, dass du
beim nächsten Date als lustige Anekdote auspackst. Ich will nicht, dass du
anderen von mir erzählst, ich will, dass du mir von anderen erzählst. Die
Endstation.
Du redest
weiter, ich hör dir zu.
verfasst 17.08.2019
xxx, karina
verfasst 17.08.2019
xxx, karina
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