Mittwochsfotos
"Zeige dich auf Insta genauso, wie du wirklich bist." Das Handy in ihrer Hand scheint mich auszulachen. Ich hole mir Tipps von einer jüngeren Person, für ein Social Media Dingsbums und ich fühle mich wie Achtzig.
Wie bin ich denn wirklich? Ich habe absolut keine Ahnung und ich glaube, das will ich auch gar nicht wissen. Auf Insta? Mit Bildern, ich selbst zu sein, mhm, das kann ja nicht wirklich schwer werden. Photoshop wäre ein bisschen übertrieben, aber Kontraste und Pickel retuschieren kann ich auch mit Gimp auf meinem Laptop. Bin ich das dann noch?
Und auf einmal bilden die Post mehr mich ab, als ich es wollte. Der Regenbogen ist mein Prinzip, von Anfang an, immer drei Bilder der gleichen Farbe. Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Lila. Darunter der Monat der Veröffentlichung und die Beschreibung, die zeigt, wie ich mich nicht auf dem Foto, sondern in dem Moment des Posting gefühlt habe.
Aber nicht nur ich will mich zeigen, sondern auch mein Umfeld, die Natur um mich herum, die Leute, meine Freunde, fremde Menschen, verschwommen, aber trotzdem. Doch das alles bildet nicht wirklich mein derzeitiges Leben ab. Es ist die Vergangenheit, nur weil das Bild von Farben her gerade gut passt, deswegen poste ich es.
"Sei auf Insta nicht so, wie du wirklich bist." Ich bin eher diesem Rat gefolgt, besser als gedacht. Transparenz und Realität geht anders, zumindest dachte ich das immer.
Aber warum nicht ändern, warum nicht mal ich ich selbst sein lassen, ohne auf Meinungen zu bauen.
Echtes Leben zeigen.
Insta: @karinahentgesreal
verfasst 01.01.2020
aufgenommen an verschiedenen Tagen
xxx, karina
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