Sonntag, 15. November 2020

passive n active / insta-vorschlag

Wie ein Blatt im Herbstwind – nur, dass er jetzt auf dem Boden festklebt.
 
Wenn sie an ihn denkt, werden Schmetterlinge von Raben gefressen. Verwirrt blickt sie umher, doch kann ihn nicht mehr erkennen.
Wenn sie an ihn denkt, bohrt sich sein Blick wieder in ihre Augen und lässt Tränen aus diesen auf die kalte Erde fallen. Momenterinnerungen tun weh.
Wenn sie an ihn denkt, spiegelt sich die Sonne in seinem Lächeln und lässt ihn erstrahlen. Während ihre Sonne von dunklen Wolken verdeckt wird.
 
„Lass dich fallen“, hat er gesagt und ist in die Fluchten des Windes gesprungen. Springen ist aktiv, fallen ist passiv. Im fallen lassen schwingt der Duft einer Möglichkeit, die Kontrolle zu verlieren.
Wie ein Blatt im Herbstwind wird er durch die Luft gewirbelt, bis sie ihn verliert. Ihre Tränen verwandeln sich in Regen. Er kann sich nicht bewegen, er klebt auf dem Boden. Zwischen all den anderen. Für sieben Sekunden fliegen ohne sie.
 
Unfreiwillig?
 
Fallen ist passiv und sie hatte noch nie eine Initiative ergriffen. Trotzdem. Sie klammert sich an diesen Ast, an diesen Baum, an diese Kontrolle, an das Alte. Das Bekannte. Warum sich auf ein Abenteuer begeben?
Die dunklen Wolken werden durch einen grauen, fast durchsichtigen Nebelschleier ersetzt. Manchmal ist das Alleinsein anstrengender, weil es mehr Mut erfordert, als es zu beenden.
 
Am Ende hat sie keine Chance, sie ist zu schwach, der Herbstwind ist zu stark. Und erbarmungslos. Er nimmt ihr die Luft zum Atmen, wenn sie sich gegen ihn lehnt. Eine Böe nimmt ihr das Bekannte und lässt sie durch den November schweben. Neben ihn auf dem Gehweg landen, er schon blattgetreten und verschmutzt.
 
Seite an Seite werden sie von weißen Flocken eingefroren werden.



verfasst 03.11.2020

xxx,karina

ps: insta-vorschlag: novemberwetter

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