Sonntag, 22. März 2020

Die Couch

Wie das Nichts-tun mich erdrückt. Wie die Leere in meinem Kopf dem Stress, den ich mir selbst mache, die Zunge rausstreckt. Wie du neben mir sitzt, also nicht wirklich, neben mir in einem Computer und mich anstarrst, wie du neben mir bist und doch so weit weg. Wie ich alleine mit dir bin.
Wie die Mahlzeiten, die ich zu mir nehme, das Highlight des Tages sind. Nicht schnell nebenbei, sondern ausgetüftelt, lange in der Pfanne gebraten, ein bisschen angeschwärzt und verkocht, weil die Zeit so ausgenutzt werden kann, dass ich nicht weiß, wie lange Möhren brauchen, bis sie richtig gar sind, ich hab sie vorher einfach rausgetan, weil Zeitdruck.
Wie die Mahlzeiten auch mal ganz ausfallen, weil nun ja, ich mich mit Schokolade und Chips und Tiefkühlpizza auf der Couch in meine Decken einwickle und Serien schaue.
Wie ich nicht nur eine Serie gucke, weil sie mich auf Dauer langweilt, sondern ich mehrere anfange und versuche etwas Vielfältigkeit in meinen Alltag zu packen. Wie ich durch die Wohnung tanze, und schreie und mich aufrege, wenn ich mir meinen Fuß an der Couch anhaue.
Wie ich aus dem Fenster starre, der Sonne entgegen und sie mir zuzwinkert, ein Lächeln in ihren Sonnenstrahlen. Wie ich mir nicht sicher bin, ob es auslachen oder mitleidig sein soll.
Wie ich lese, ein Buch, eine Geschichte, ein Schicksal nach dem anderen verschlinge und mich nur nach meinem Leben sehne. Wie ich mir vorstelle, dass du wirklich neben mir bist, ich dich umarmen und fühlen kann. Wie ich zusammen mit dir sein könnte.
Wie ich jetzt so da sitze und das Leben an mir vorbeizieht, die Wohnung putzend und aufräumend, und doch nicht weiterkommend. Wie ich an einem Ort verweile und aufpasse, mich nicht zu sehr daran zu gewöhnen. Wie ich es hasse und trotzdem genieße, all dem Stress die Zunge rauszustrecken zu können und ihn trotzdem unter meinen Schulterblättern spüre, er ist da, und doch weit weg, verschoben auf einen späteren Zeitpunkt. Wie ich mich auf mich konzentrieren will, und doch nicht weiß, wie, denn ich habe das nie gelernt, sich auf mich zu konzentrieren, nie die Möglichkeit gehabt, so lange.
Wie schnell sich die Couch an meine Sitz- oder Liegeposition gewöhnt, und mich immer wieder mit offenen Armen empfängt. Wie ich bei ihr bleibe und nicht weggehe. Wie sehr ich hoffe, bald wieder wegzugehen. Sorry, Couch.



verfasst 22.03.2020

xxx, karina

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